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Das neue Hackerzelt: Eine kleine Kritik

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Das Hackerfestzelt, früher Brauereizelt des Hackerbräus, heute eines der beiden Zelte von Hacker-Pschorr, steht heuer mit einem Neubau auf der Wiesn. Kurz vor Wiesnstart haben wir uns den Neubau schon einmal genauer anschauen können.

Beginnen wir unsere kleine Architekturkritik mit der Feststellung, dass der Neubau seinem Vorgänger nicht unähnlich ist. Sowohl von außen, als auch innen, sind die wesentlich stilprägenden Elemente in ähnlicher Weise umgesetzt worden – aber eben doch jeweils wenigstens etwas anders. So sind auf der Fassade wieder Münchner Baudenkmäler zu sehen, diesmal jedoch ohne Volkssänger. Der Innenraum wird wieder von einem gigantischen Gemälde an beiden Flanken geschmückt, doch sind die Motive nicht mehr historisierend, sondern stellen zeitgenössische Münchner Szenen dar. Der gesellschaftliche Querschnitt reicht vom Filmdreh am Siegestor, über ein im Wittelsbacher Brunnen schmusendes Paar, bis zu den bereits mancherorts heftig kritisierten vollverschleierten Frauen. Letztere wirken in einem Bierzelt auf eine Art deplaziert, dass man sich durchaus fragen kann, ob sich der Verantwortliche hiermit nicht etwas vergaloppiert hat.

Trotz des Verzichts auf historisierende Motive bleibt der Gesamteindruck des Mittelschiffs dennoch der gewohnte, kitschig bunte. In den Boxen allerdings ändert sich dieses Bild grundlegend. Zwar haben die Boxen nach wie vor Namen, doch die optische Thematisierung ist inzwischen sehr zurückhaltend oder gar vollständig gewichen. Von Eingang weg nimmt die Intensität der Thematisierung zu. Die Bräubox, zu allervorderst, kommt gänzlich nüchtern daher. Die eins weiter westlich gelegene Donisl-Box zitiert die erst renovierte, namensgebende Wirtschaft am Marienplatz immerhin mit ihren runden Fenstern.

Eine Box weiter erinnert die Zirkusbox schließlich an die frühere, bunte Boxengestaltung. Auch das Zirkusthema ist schließlich vom Vorgängerbau bekannt. Auch die Volksfestszenen in der hintersten Seitenbox hat es in ähnlicher Form bereits gegeben. Die Box am Kopfende des Zeltes ist ebenfalls mit bunten Wandgemälden geschmückt, hat aber ein neues Thema bekommen. Dort sieht man berühmte Persönlichkeiten im Biergarten sitzen. Rudolf Mooshammer, Helmut Dietl oder Karl Valentin zuzeln dort an ihrer Maß oder wenigstens einer Zigarette. Horst Seehofer und Christian Ude prosten bemerkenswerterweise vor einem Kasperltheater den Wiesngästen zu.

Für Mitarbeiter setzt der Neubau Maßstäbe. Die beiden Galerien sind nämlich beidseitig im ersten Stock über einen Steg auf der Nord- und den Gartenbalkon auf der Südseite miteinander verbunden. Die Galerien scheinen allerdings eine Art bauliches Sorgenkinddasein zu fristen. Nachdem das neue Zelt deutlich höher ist, können auch die Galerien breiter gebaut werden. Auf der Südseite ist mit dem Balkon ja sogar eine Art Seitengalerie geschaffen worden. Eine Verlängerung der Galerien hat im Hackerzelt jedoch den großen Nachteil, dass sich die äußeren Tische jeweils hinter dem Seitengemälde befinden müssen.

Und davon hat man sich tatsächlich nicht abschrecken lassen. In allen vier Ecken des Zeltes gibt es Tische, von denen nur durch eine Aussparung im Gemälde in den Innenraum gesehen werden kann. Einige wenige Tische haben sogar gar keinen visuellen Kontakt zum Rest des Zeltes. Das dürften viele Menschen nicht schätzen.

Während der Außenbalkon ein schmuckloses Dasein fristet und sich wohl nur bei Regen einiger Beliebtheit erfreuen dürfte, ist der Garten mit seinen Girlanden und Lichterketten wieder einer der Schöneren auf der Wiesn. Wir sind gespannt, wie das Publikum den Neubau annimmt.

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